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Interview: Auf ein Bier mit… Julia-Marie Vesper // ProLi Café & Kino

Das ProLi ist seit 1910 fester Bestandteil von Passau und wird von der mittlerweile vierten Generation der Kino-(faszinierten-)Familie Vesper geführt. Wir haben uns mit Julia-Marie Vesper über Vergangenes, Aktuelles und Neues unterhalten. Hier ist das Interview in voller Länge!

Könntest du das ProLi kurz vorstellen?

Das ProLi gibt es unter dem Namen Promenade Lichtspiele bereits seit 1910, seit 1927 wird es von unserer Familie betrieben, mittlerweile in der 4. Generation. 2006 wurde das Kino im Rahmen der Eröffnung des Cineplex umgewidmet und als Veranstaltungszentrum genutzt. Beim Hochwasser 2013 waren wir stark betroffen und die Räume nahezu vollständig zerstört. Nach aufwendigen Instandssetzungsarbeiten konnten wir das ProLi in seiner heutigen Form 2017 eröffnen. Mit neuem Konzept und unter der Führung der nächsten Generation.
Im ProLi verfolgen wir ein junges und modernes Konzept. Die Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und biologische Landwirtschaft liegen uns besonders am Herzen. Hier ist uns sofort das neue Bio-Export der Innstadt aufgefallen, weil es nicht nur hervorragend schmeckt, sondern eben auch zu unserem Konzept und unseren Werten passt. Der gesamte Relaunch der Innstadtbiere ist uns überhaupt sehr positiv aufgefallen und das neue Design ist ansprechend.

Julia-Marie-Vesper

Ihr seid ja eine regelrechte Kino-Familie. Was macht die Faszination Kino aus?

In unserer Familie wächst man im Kino auf. Mein Mann hat bereits als Grundschüler Karten abgerissen und Popcorn verkauft und für unsere Tochter ist es das größte ins Kino zu gehen.
Im Kino taucht man gemeinsam in eine andere Welt ein. Man fiebert mit den Charakteren mit, weint, lacht, fürchtet sich und so entsteht eine Verbundenheit mit den Charakteren, aber auch im Saal mit seinen Mitmenschen. Einen Film im Kino auf der großen Leinwand zu sehen, mit dem fantastischen Sound und dem Fokus nur auf dem Film, lässt dich einen Film ganz anders und viel intensiver erleben, als das zu Hause möglich ist.

Wie schnell musstet ihr euch zu Beginn der Pandemie auf die Gegebenheiten umstellen?

Der Beginn der Pandemie war, ich denke für alle, sehr holprig und aufregend. Wir hätten vorher nicht damit gerechnet, dass wir unsere Mitarbeiter mal in Kurzarbeit schicken würden, geschweige denn das Kino schließen. Wir haben normalerweise 364 Tage im Jahr geöffnet, da kommt man gar nicht auf solche Ideen. Es musste alles sehr schnell gehen und niemand wusste so genau, wie die Regelungen nun umzusetzen sind. Wir hatten das große Glück, dass unsere Mitarbeiter vollstes Verständnis hatten und alle an einem Strang gezogen haben und, dass wir sehr kompetent und engagiert, insbesondere vom Arbeitsamt Passau, unterstützt worden sind. Trotzdem war es eine sehr aufreibende und anstrengende Phase. 

Wie habt ihr die komplette Schließung der Kinos erlebt?

Die komplette Schließung hat uns hart getroffen. Beim putzen und leer räumen wurde die ein oder andere Träne vergossen. Es war so ein merkwürdiges Gefühl. Sonst sind wir immer da und jetzt, auf einmal, alles zu. 

Hast du Sorge, dass das Kino wieder zumacht?

Natürlich ist die Sorge da. Ich denke aber, dass es unwahrscheinlich ist, dass auch für die Genesenen und vollständigen Geimpften wieder ein kompletter Lockdown stattfindet. Aber wir werden sehen, was der Herbst bringt.

Wie habt ihr die verschobenen Kinostarts erlebt?

Das Kino hat wieder offen, jedoch wurden besonders am Anfang viele Filme verschoben. Manche sind immer noch nicht veröffentlicht worden. War eine Zurückhaltung der Besucher zu spüren, wie geht es da einem als Kino selbst, wenn Filmstarts immer wieder verschoben werden.
Das verschieben der Filmstarts war verständlich. Es ist, gerade für eine große internationale Produktion nicht möglich, einen Film zu starten, wenn gerade in Amerika oder Asien große Teile des Marktes wegfallen. Da bei der ersten Wiedereröffnung keine bundeseinheitliche Öffnung stattfand, haben sich auch viele deutsche Verleiher gescheut einen Film zu starten. 
Was uns sehr getroffen hat, ist das einige Filme gar nicht mehr ins Kino gekommen sind, sondern direkt an Streamingplattformen verkauft wurden oder, dass Filme zeitgleich zum Kinostart im streaming starteten. Das ist für uns als Kinobetreiber fatal. Deshalb haben wir uns auch dafür entschieden manche großen Produktionen nicht zu zeigen. Jetzt gibt es eine regelrechte Filmflut. Wir können uns vor tollen Filmen kaum retten.

Wie lauten die Pläne fürs nächste Jahr?

Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wieder Autokino und OpenAir spielen, hoffentlich dann mit weniger Auflagen. Wann und wo, wird aber noch nicht verraten.

Wo liegt der Vorteil beim Kino gegenüber den Streamingservices? Um es provokant auszudrücken: Netflix & Co. sind doch um ein Vielfaches bequemer…

Naja, wenn du zu Hause Netflix schaust hast du doch 100% dein Handy in der Hand. Da fängt es an. Man ist nie so ganz bei der Sache. Dann kommt noch die Klopause oder man stoppt kurz ab, weil einem noch irgendwas einfällt. Wir wollen doch was erleben. Mit unseren Freunden oder unserem Date. 
Das Erlebnis ist ein ganz anderes im Kino. Die technischen Möglichkeiten die wir im Kino haben bewegen sich ja auch in anderen Dimensionen als im Heimkino Bereich. Das Bild ist größer und besser, der Ton ist herausragend und wir haben zusätzlich mit Ambilight in allen Sälen für die besondere Stimmung nachgelegt. Für die Actionfans kann ich auch D-Box sehr empfehlen, da bewegt sich der Stuhl während des Films und man wird in den Film hineinkatapultiert. 
Aber abgesehen von all dem Technischen, Kino und Film ist Kultur. Es geht um das gemeinsame Erlebnis. Um den ganzen Saal der Laut schallend Lacht oder vor Schreck quietscht. Es gibt tatsächlich Studien, die belegen, dass ein Film im Kino intensiver und nachhaltiger erlebt wird. Alle Gefühle werden im Kino sehr viel stärker erlebt als zu Hause, außer einem: Langeweile. Die wird zu Hause stärker wahrgenommen.

Vielen lieben Dank, Julia!



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